…findet man in dieser Jahreszeit unzählige am Strand. Aber diese Spuren meine ich nicht, wenn ich heute meine Gedanken zum Abschied von unseren Real- und Hauptschulabsolventen des Jahrgangs 2016/2017 der EVOS Gersdorf niederschreibe.

Einem feierlichen Abschlussgottesdienst mit Zeugnisausgabe und einer wunderbar organisierten und froh gelaunten Abschlussfeier im Hohndorfer „Lamm“ waren nach erfolgreichen Prüfungen die Abschlussfahrten vorangegangen, die beide zehnte Klassen an die Ostsee führten, nach Stralsund und nach Zingst auf die gleichnamige Halbinsel.

Neben all der ausgelassenen Freude, dem traumhaften Ostsee-Sommerwetter, den Unternehmungen und Sonnenbränden bleibt noch etwas anders in unserer Erinnerung zurück. Unsere letzte gemeinsame Andacht erlebten wir, die nach Zingst gereiste Gruppe, unter dem freien Sommerabendhimmel in vertrauter Runde und sprachen über Spuren im Sand.

„Eines Nachts hatte ich einen Traum. Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.“ Welche Wege gingen wir gemeinsam? Wer ging voran und hatte eine Vision? Welches Ziel hatten wir? Wann haben wir andere getragen und wann wurden wir getragen? „Wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.“ Gemeinsam und im Glauben darauf, dass wir getragen werden, wenn es am schwersten ist, sind wir in den letzten sechs Jahren einen guten gemeinsamen Weg gegangen, durch alle Wetter.

Nun werden die jungen Menschen neue, eigene Wege gehen. „Der Abschied schmerzt immer, auch wenn man sich schon lange auf ihn freut“, leitete das Arthur-Schnitzler-Zitat eine der Abschlussreden der Absolventen in der Gersdorfer Marienkirche ein. „Für mich selbst war das eigentlich Wichtigste, was ich in dieser Schullaufbahn gelernt habe, nicht Mathe, Geographie oder sonst irgendwas. Es gibt nämlich auch wichtigere Dinge im Leben, nämlich Freundschaft, Vertrauen und Toleranz, denn ohne diese Eigenschaften kommt man im Leben ebenso wenig weit, wie wenn man nicht Eins und Eins zusammenrechnen kann. Und wir denken, ja wir wissen es sogar, dass wir alle diese Eigenschaften erlernt haben. […], jeder von uns hat in dieser Zeit sehr viel für den eigenen Weg getan und wird diesen auch bewältigen, […]. Wir sind stolz auf diesen Weg mit euch.“

So werden sie also ihre neuen Wege finden in einer Welt, die ihnen so ganz und gar offensteht und in der wir scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten haben. Der bekannteste Brief der Bibel; 1. Korinther, 13; von Gerhard Schöne in Verse gebracht, soll unsere Absolventen auf ihren Wegen in die Welt und uns, die wir hierbleiben, bei unserem Handeln begleiten:

„Spräch ich sämtliche Sprachen akzentfrei, sänge ich wie das himmlische Heer, ohne Liebe dabei, wär das leeres Geschrei, wär nur grässliches hohles Geplärr.

Hätt ich Ahnung von sämtlichen Sachen, um mein Haupt ständig ein Geistesblitz, hätte das keinen Sinn ohne Liebe darin, ne Gefahr wär ich oder ein Witz.

[…]

Denn die Liebe ist gütig, geduldig. Sie sagt nicht: Das bist du mir schuldig! Sie macht sich nicht breit, sie nimmt sich viel Zeit, ergötzt sich nicht an fremdem Leid.

Die Liebe kann Kränkung verzeihen, sie lässt keine Lüge gedeihen. Das Lästermaul scheut sie. Die Wahrheit erfreut sie. Sie glaubt gern und hofft allezeit.

Ach, die Liebe, die findet kein Ende. Alles Reden von Gott ist zu klein. Alles Wissen kann irren, die Prognosen verwirren. Die Liebe bestehet allein.

Sei`s ins Herz euch geschrieben: Glauben, Hoffen und Lieben. Wirklich groß ist die Liebe allein.“

p.k

 

 

Eva-Maria Busch, deutsche Fassung „Spuren im Sand“, 1996 Brunnen Verlag

Miriam Reinhold, Philipp Weber „Abschiedsrede in der Gersdorfer Marienkirche“, 23.06.2017

Gerhard Schöne „Brief an die Korinther“ aus „Die Lieder der Briefkästen“ BuschFunk 2012