Was ist das denn? Warum fängt man denn nicht gleich an zu studieren?

Wenn ich sage, dass ich ein FSJ Pädagogik an einer Schule mache, werden mir oft verwirrte Blicke zugeworfen. Fragen wie diese kamen mir in dem vergangenen Jahr sehr oft entgegen. Und ich konnte diese im Laufe des Jahres immer besser beantworten. Ein FSJ zu machen, bedeutet halt nicht nur Kopieren, Basteln und danach nach Hause gehen. Das Jahr hat mir deutlich mehr geschenkt, als das Wissen wie eine Kaffeemaschine und ein Drucker funktionieren.

Doch was macht eine FSJlerin nun jetzt eigentlich den ganzen Tag so? Lasst mich erzählen…

6 Uhr klingelt mein Wecker. Och ne, jetzt schon aufstehen? An das frühe Aufstehen werde ich mich wohl nie gewöhnen. Aber nun raus aus den Federn! Heute gibt es viel zu tun und zu erleben! Um 7 Uhr schließe ich als Erste die Schultür auf und öffne in allen Klassenräumen die Fenster. Es muss schließlich für gute Luft für die Schüler gesorgt werden, Corona macht es möglich. ;)

Montag Früh sind alle so hoch motiviert wie ich in den Tag gestartet,        deswegen beginnen wir den Unterricht ganz ruhig mit einer Andachtstunde. Ankommen, erzählen und reflektieren. Heute erzähle ich den Schüler*innen etwas über den Umgang mit Niederlagen. Es ist immer schön zu hören, dass man mit seinen Ängsten und Sorgen nicht alleine ist und dass man als Mensch auch ohne perfekte Noten ankommen darf und verstanden wird. Wenn wir keine ernsteren Themen besprechen, geht es raus auf den Schulhof und es werden Theaterspiele gespielt. Ob Kotzendes Känguru, Gruppenreise oder Schatz schmuggeln: Das macht nicht nur der Klasse Spaß, Lachen ist auch vorprogrammiert! Nachdem der frühe Morgen so schön gestartet ist, gibt es erstmal Frühstück im Lehrerzimmer. Es wird sich ausgetauscht über Vertretungen, Pläne für die Woche und auch das ein oder andere lustige Video gezeigt. Da ich gleich Englisch Fördern übernehme, gehe ich nochmal den Unterrichtsverlauf durch, hole mir Rat bei der ein oder anderen Fachfrage und bereite die letzten Materialien vor. Nach der Vertretung findet eine kurze Auswertung statt, in der ich meinen Unterricht reflektieren und gegebenfalls das nächste Mal anpassen kann.

Da ich mein FSJ über die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung absolviere, habe ich die Aufgabe ein eigenes Projekt zu entwerfen, durchzuführen und zu dokumentieren. Ich habe mir das Thema „Umgang mit Fake News und digitalen Medien“ überlegt und habe dazu schon mehrere Seminare besuchen dürfen. Heute geht es an die letzten Feinschliffe, bevor ich das Projekt mit den 10. Klassen durchführen werde. Leider findet gerade dieses Thema bis jetzt wenig Anwendung in unseren Lehrplänen, umso dankbarer sind Lehrer sowie Schüler, Medien und ihre Tücken zu hinterfragen und zu erfahren wie man sich gezielt gegen diese schützen kann.

Die zweite Hälfte des Arbeitstages finden die Vorbereitungen für das Lebensfest statt. Dies ist eine Besonderheit für unsere Schule und ähnelt einer Jugendweihe bzw. einer Konfirmation. Geschenke werden gebastelt, Programme geschrieben, Lieder ausgewählt und Spielaktivitäten organisiert. Der Lohn für all diese Vorbereitungen ist, zu dem großen Tag die Schüler*innen in ihren Kleidern und Anzügen mit ihren Eltern und einem Lächeln auf den Lippen zu sehen. Wenn das nicht toll ist!

Und wissen Sie was noch toll ist? Wir dürfen dieses Jahr sogar noch auf Klassenfahrt fahren und ich darf mit! Hierfür muss noch Einiges vorbereitet werden: Ich darf wieder Theaterspiele anleiten und andere Aktivitäten planen. Darauf freue ich mich schon das ganze Jahr!

Und was für ein Jahr das war! Neben Corona, welches leider einen großen Anteil an dieser Zeit hatte, durfte ich so viel mit den Kindern und Kolleg*innen erleben, sodass ich mit einem Lächeln meine Aufgaben an die nächste Freiwillige weitergeben kann. Und wissen Sie was das Beste an all diesen auch sehr anstrengenden Monaten war? Die Dankbarkeit der Schüler. Ein fröhliches „Guten Morgen Frau Reinhold!“, ein ernstgemeintes „Dankeschön!“ oder „Sie können aber schön singen Frau Reinhold!“ (…) In diesen Momenten fühle ich mich angekommen und wertgeschätzt.

Und deswegen ist ein FSJ wertvoll. Man lernt keine Theorien oder perfekten Konzepte. Man lernt sich durchzusetzen, auch mal einstecken zu können, Geduld und eine eigene Stimme zu haben. Man lernt das Leben.

Vielen lieben Dank an Kolleg*innen und Schüler*innen für diese kostbare Zeit. Ich werde immer mit Freuden daran zurückdenken.

Miriam Reinhold