Konzeption
Eltern, Lehrer und engagierte Mitglieder umliegender christlicher Gemeinden haben sich zum Christlichen Schulverein e.V. zusammengeschlossen mit Sitz in Gersdorf. Der Christliche Schulverein e.V. betreibt als Trägerverein die Evangelische Oberschule Gersdorf. Wir werden unterstützt von der Evangelisch-lutherischen Landeskirche. Darüber hinaus suchen wir die Zusammenarbeit mit allen evangelischen und christlichen Gemeinden der Umgebung und die Unterstützung von Kommunen und Institutionen unserer Region.

Schule ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche nachhaltig geprägt werden. Diese Chance wollen wir nutzen, um den jungen Menschen Wissen und Sozialkompetenzen zu vermitteln. Dabei ist es uns wichtig, dass schulische Lernprozesse auf der Grundlage des christlichen Glaubens gestaltet werden. Wir gehen davon aus, dass Glaubensorientierung und der Erwerb von Sozialkompetenzen beste Voraussetzungen für eine qualitativ hohe Schulbildung sind. Uns ist wichtig, Kinder in einem Umfeld zu erziehen, in dem christliche Werte erfahrbar werden.

1   Rechtlicher Rahmen
2   Theologische Grundsätze
3   Bildungs- und Erziehungsziele
3.1      Bildungsziele
3.2      Erziehungsziele
4   Bildungsinhalte
5   Umsetzung der Bildungs- und Erziehungsarbeit
6   Besonderheiten der evangelischen Schule
7   Lehrkräfte, Arbeit mit Eltern

1 Rechtlicher Rahmen
Schulen in freier Trägerschaft wirken laut § 1 des "Gesetzes über Schulen in freier Trägerschaft" des Freistaates Sachsen neben den öffentlichen Schulen eigenverantwortlich bei der Erfüllung der allgemeinen öffentlichen Bildungsaufgaben mit. Sie bereichern und ergänzen das Schulwesen. Christliche Schulen sind Ersatzschulen in freier Trägerschaft und finden ihre rechtliche Grundlage im Artikel 7 Abs. 4 und 5 des Grundgesetzes, im Artikel 102 der Landesverfassung und im Schulgesetz.

Der "Christliche Schulverein" (im weiteren nur noch Schulverein genannt) gründete im Schuljahr 2004/2005 die evangelische Oberschule in der Gemeinde Gersdorf im Grenzbereich der Landkreise Stollberg und Glauchau. Die Errichtung und Betreibung einer solchen Oberschule erfolgt im Rahmen des Sächsischen Schulgesetzes und des Gesetzes über Schulen in freier Trägerschaft vom 08.07.2015 und den Grundsätzen zur Anerkennung als Evangelische Schule durch das Evangelisch-Lutherische Landeskirchenamt Sachsens.

Die evangelische Oberschule nimmt als weiterführende Bildungseinrichtung Schüler nach dem Besuch der Grundschule auf. Sie steht dabei allen Kindern offen, unabhängig der Religionszugehörigkeit und sozialen Situation der Eltern.

2 Theologische Grundsätze
Alle Kinder, Jugendliche und Lehrer, deren Gemeinschaft das Schulleben wesentlich ausmacht, sind Geschöpfe Gottes. Von daher kommt dem Menschen zuerst ein unverlierbarer Wert zu, der darin besteht, dass Gott ihn gewollt hat und seine Bedürfnisse nach Geborgenheit und Lebenssinn kennt und ihn ausgestattet hat mit Geisteskraft, Willen und Kreativität.

Unsere Erziehungs- und Bildungsarbeit soll deshalb zuerst von dem unverlierbaren Wert ausgehen, der jeden Menschen zu einer förderungswürdigen Persönlichkeit macht, d.h. Achtung vor jedem Kind, unter Berücksichtigung seines Entwicklungsstandes und seiner individuellen Besonderheiten. Dies hilft dem Lehrer, gute Prozesse im Schüler zu unterstützen und in ihm eine von Gott geliebte Persönlichkeit zu sehen.

Der Mensch steht in dem Spannungsfeld Geschöpf Göttes zu sein, sich aber von Ihm gelöst zu haben, ihn zu ignorieren oder gar abzulehnen. Unter dieser Spannung kommt es auch im Beziehungsfeld von Eltern, Schülern und Lehrern zu Schuld, Versagen und Grenzüberschreitungen. Mit diesen Dingen muß umgegangen werden. Dabei ist das Evangelium Jesu Christi die Kraft, die Menschen zu Versöhnung und Vergebung befreit.

Zur Schöpfung Gottes und seinem Plan mit den Menschen gehört eine Grundordnung, deren Maßstäbe wir in der Bibel erkennen und anerkennen (z.B. den Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung, die 10 Gebote und das Doppelgebot der Liebe). Darin ist ein grundlegender Maßstab für das Miteinander von Menschen gegeben. Dieser Maßstab hat einen Sinn nach zwei Seiten. Es wird sichergestellt, dass sich der Mensch nicht selber in seiner Entfaltung gefährdet und zum anderen, dass das Böse im Menschen eine Eingrenzung erfährt und die zerstörerische Kraft eingedämmt ist.

3 Bildungs- und Erziehungsziele
3.1 Bildungsziele
Ziel unserer Schule ist es, die Wissensziele der sächsischen Lehrpläne und Grundkompetenzen im Umgang mit Muttersprache, einer Fremdsprache und Naturwissenschaften zu vermitteln. Die Besonderheit unserer evangelischen Oberschule sehen wir darin, dass die Lernprozesse nicht nur Wissensvermittlung anbieten, sondern dass dies auf dem Hintergrund des christlichen Glaubens verstehbar ist. Auf diese Weise erhoffen wir uns auch eine intensivere Herausbildung von Sozialkompetenzen.

3.2 Erziehungsziele
Die wichtigste Bedingung für das Lernen und die Persönlichkeitsentwicklung ist eine gesunde Selbstachtung. Der Lehrer wird auf der Grundlage des christlichen Glaubens Lernprozesse gestalten und Wissen vorstellen, um die Selbstachtung der Schüler zu stärken.

Der Schüler muss lernen seine Stärken zu erkennen und diese zum Nutzen aller einzusetzen, er soll auch bereit sein, sich bei seinen Schwächen helfen zu lassen.

Aufbauend auf dem lebendigen Wissen des Lehrers einerseits und der Reaktion, Frage und Kooperation des Schülers andererseits streben wir die Lernprozesse als gemeinsam geteiltes Erlebnis an. Die Schüler erleben gemeinsam den persönlichen Zuwachs an Wissen, Können, Fähigkeiten und Fertigkeiten, unterstützen und ermutigen sich gegenseitig und freuen sich mit dem Anderen. Lehrer und Schüler sollen zusammen Erfolge feiern und aus Misserfolgen lernen.

Gute persönliche Beziehungen zwischen Schülern, Lehrern und Eltern, die von Ehrlichkeit, Fairness und Respekt gekennzeichnet sind sollen den Einsatz von offenen und kooperativen Lernformen unterstützen.

Die Schüler sollen dazu erzogen werden, dass sie Konflikten fair und konstruktiv begegnen. Lehrer und Schüler sollen sich bemühen, das Vertrauen wieder herzustellen.

Schüler sollen wachsende Bereiche eigener Verantwortung bekommen und lernen, ihre Zeit sinnvoll einzuteilen. Die Erziehung zur Übernahme der Verantwortung für eine Sache, für sich selbst und für Andere ist ein Prozess, den sie durch den Lehrer erfahren sollen.

Die Arbeit in der Schule soll auch der Kreativität und den Neigungen und Begabungen der Schüler Raum geben und Anregung verschaffen.

Ein wichtiges Ziel der Erziehung von jungen Menschen ist der Grundgedanke der Toleranz und Achtung gegenüber Andersdenkenden, Minderheiten, Schwächeren und Behinderten. Aus diesem Grundgedanken heraus steht unsere evangelische Oberschule grundsätzlich jedem Kind offen, unabhängig von seiner ethnischen Herkunft, seiner sozialen Schicht, seiner religiösen oder weltanschaulichen Prägung.

Unter Berücksichtigung baulicher Voraussetzungen, der Ausstattung der Schule sowie der sonderpädagogischen Fachkompetenz der Lehrkräfte ist beabsichtigt, eine Integration von Kindern mit Behinderungen zu ermöglichen.

4 Bildungsinhalte
Lehrplan
Wir orientieren uns am sächsischen Lehrplan.
Abhängig von der Schülerzahl werden Kinder des Hauptschulbildungsganges als Gruppe oder Klasse geführt.

Stundentafel
In unserer Schule wird die Stundentafel der öffentlichen Schulen in Sachsen verwendet. Unsere Stundentafel enthält zwei Wochenstunden Religion und kein Ethik.

Neigungskurse
Ab der 7.Klasse werden analog zu den öffentlichen Schulen Neigungskurse mit zwei Wochenstunden angeboten. Der Inhalt dieser Neigungskurse soll einerseits durch ein Auswahlverfahren bei Lehrern und Schülern bestimmt werden und andererseits in der Umsetzung einen Kontakt mit Betrieben und Einrichtungen der Wirtschaft und Sozialwirtschaft herstellen helfen.

Praktika
Neben den Kontakten mit der Wirtschaft, die schon in den Neigungskursen beginnen, haben die Schüler entsprechend dem sächsischen Lehrplan Betriebs-Praktika in der 8. und 9. Klasse.

Profil
Das Fach WTH, im sächsischen Lehrplan mit drei Wochenstunden ab der 7.Klasse vorgesehen, wurde durch das Fach WTSD (Wirtschaft-Technik-Sozialdiakonie) ersetzt. Der Lehrplan dazu wurde in Zusammenarbeit mit anderen Evangelischen Schulen erarbeitet.

Abschlüsse
In der evangelischen Oberschule werden die Kinder zu einem anerkannten Realschul-, Hauptschul- oder qualifizierten Hauptschulabschluss entsprechend der sächsischen Prüfungsordnung geführt.

5 Umsetzung der Bildungs- und Erziehungsarbeit
Unterrichtsformen:
Um selbständiges Arbeiten zu fördern, werden fachspezifisch verschiedene Unterrichtsformen wie Stationenlernen, Projektunterricht, vernetzter/fächerübergreifender Unterricht und Bereiche der Freiarbeit eingeführt.
Lehrer unserer Oberschule sollen sich mit Methodik und Lernmaterialien der Montessori Schule befassen. Es soll ein Erfahrungsaustausch der beiden Schulen bezüglich des Übergangs in die Orientierungsstufe stattfinden.

Christliche Glaubensüberzeugungen im Unterricht:
Wichtig für den Unterricht in der Schule ist, dass er frei von ideologischen Vorgaben atheistischer oder fundamentalistischer Art ist. Jedoch muss dieser Leerraum gefüllt werden mit Fragen nach Sinn, Wert und Norm aus Sicht des christlichen Glaubens.

Förderung von Schülerinteressen im Freizeitbereich:
Diese Förderung soll beim Schüler mit seinen Ideen und seiner Jugendkultur ansetzen. Technische, kreative oder musische Neigungen können Unterstützung erfahren. Diese Angebote sollten flexibel gehandhabt werden, um möglichst nahe an den Schülern und der Gruppe zu bleiben. Arbeitsgemeinschaften sind Freizeitangebote, die in Zusammenarbeit zwischen Schule, Eltern, ortsansässigen Vereinen und Kirchgemeinden je nach Wunsch der Schüler angeboten werden können.

Klassenlehrerstunde:
Montags in der 1. Stunde wird der Klassenlehrer eine Stunde zur freien Verfügung haben, in der er allgemeine und/oder spezifische Probleme mit den Schülern seiner Klasse klären kann.

Leistungsbewertung:
Grundlage der Bewertung der Leistungen bilden die jeweiligen staatlichen Vorgaben. Aufmerksame Regelungen für eine permanente verbale Bewertung des erreichten Entwicklungsstandes eines Kindes ist ein wichtiger Bestandteil der Erziehungsarbeit. Ein wichtiger Grundsatz ist dabei nie ein Kind mit einem anderen Kind zu vergleichen, sondern nur mit sich selbst.

6 Besonderheiten der evangelischen Schule
Evangelischer Religionsunterricht
In unserer Schule wird ausschließlich das Fach Evangelische Religion mit zwei Stunden pro Woche angeboten.

Allgemeiner Unterricht
Im Einklang mit der Anerkennung staatlicher Intentionen für den Unterricht, wird der Schüler im Unterricht mit christlichen Glaubensüberzeugungen konfrontiert und veranlasst, sich im Hinblick auf sein Handeln damit auseinander zu setzen.

Andachten und Gottesdienste:
Andachten und Gottesdienste bilden den geistlich-seelischen Aspekt des Schullebens. Sie geben Raum für Gebet, Meditation, Selbstreflexion und Erleben von Gemeinschaft. Sie geben Impulse in Richtung unserer Grundsätze und Ziele.
Im Wesentlichen dienen dazu regelmäßige Gottesdienste oder Andachten im Schulalltag und solche, die zu kirchlichen (Ostern, Weihnachten, Kirchweih, ...) oder schulischen Höhepunkten (Beginn der Prüfungen, Schulfest, ...) stattfinden.

Schulseelsorge
Neben der Vertraulichkeit und Beratung, die zu jeder Beziehung zwischen Lehrer und Schülern und Eltern gehören soll, wird die Schule dafür Sorge tragen, dass von den Schülern zu einer im Wochenablauf festgelegten Zeit, die Möglichkeit eines vertraulichen Gespräches mit einem evangelischen Geistlichen genutzt werden kann. Die Mitarbeit von Schulpsychologen und Beratungsstellen ist zusätzlich möglich.

Kooperation mit außerschulischen Partnern
Vom Wesen unserer evangelischen Oberschule her, liegt der Kontakt mit den evangelischen Gemeinden und dem Kirchenbezirk, insbesondere der dortigen Jugendarbeit nahe. Ziel ist es, dass Eigenleben unserer Schule in Synergie zu den entsprechenden Bemühungen im Leben der Kirchen zu halten.
Zur Bildungsqualität in Hinsicht auf die Berufsvorbereitung gehören Kontakte zu Partnern aus Wirtschaft, Sozialwesen und Politik, sowie die Verbindung zu überregionalen Initiativen, die diesen Bereich befördern wollen.

 

Kollegium:

Wir erwarten von den Lehrern unserer evangelischen Oberschule die Mitgliedschaft in einer evangelischen Kirchgemeinde oder in einer Gemeinde der ACK. (Ausnahmen sind nur in begründeten Einzelfällen möglich.)

Erwartet wird weiterhin der engagierte Einsatz für die Umsetzung unserer Konzeption in Zusammenarbeit mit dem Kollegium und dem Träger.

Im Kollegium werden konkrete Ziele gemeinsam im Gespräch gefunden, mit Inhalt gefüllt und methodisch umgesetzt. Es wird vom Lehrer Bereitschaft zur Reflexion der Arbeit erwartet. Aufgabe des Schulleiters ist eine transparente Organisation und eine durchdachte Aufteilung von Aufgaben im Schulalltag.

Lehrerfortbildung:

Die Lehrerfortbildung der evangelischen Oberschule versteht sich als Werkstatt für eine pädagogische Kultur an der Schule.

Jeder Lehrer ist angehalten sich regelmäßig fortzubilden, um den Entwicklungen unter den Schülern gerecht zu werden, und um dem pädagogischen Anspruch der Schule, eine evangelische Oberschule zu sein, auf Dauer gerecht werden zu können.

Elternkontakt und -mitwirkung:

Die Eltern nehmen ihr Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht gemäß dem sächsischen Schulgesetz in der Eltern- und Schulkonferenz wahr. Eine aktive Mitarbeit bei der Vorbereitung und Durchführung von Schulandachten, Festen, Projekten, im künstlerisch-praktischen Bereich und bei der Erhaltung der Lehr- und Lernmittel, der Räume und Gebäude wird erwartet. Wir legen Wert auf besondere Vorhaben wie Klassenfahrten und Freizeitangebote, die in Zusammenarbeit mit den Eltern durchgeführt werden.

Die Lehrer bieten Elternsprechstunden an und Elternabende auch zu klassenübergreifenden und alterspezifischen Themen.

 



Stand 01.12.2015